Gehaltseinbußen in Deutschlands Chefetagen: Die Vergütung der Vorstände deutscher Spitzenunternehmen (DAX, MDAX und SDAX) sank im vergangenen Jahr von durchschnittlich 2,65 Mio. € auf 2,57 Mio. € – ein Rückgang um drei Prozent. Um denselben Wert sank die Vergütung der Vorstandsvorsitzenden, von 3,72 Mio. € im Jahr 2023 auf 3,62 im vergangenen Jahr.
Gehaltsschere geht wieder auf
Deutliche Gehaltsrückgänge musste allerdings nur die Gruppe der weiblichen Vorstandsmitglieder hinnehmen. So lag das durchschnittliche Gehalt weiblicher Vorstandsmitglieder (ohne CEOs) bei 2,15 Mio. €, 270.000 € weniger als im Jahr zuvor (minus 11%). Bei den Männern stieg das durchschnittliche Vorstandsgehalt dagegen um 10.000 € (plus 0,4%), von 2,26 Mio. € im Jahr 2023 auf 2,27 Mio. € im Jahr 2024. Damit hat sich der Trend der Vorjahre umgekehrt: Erstmals seit 2014 verdienten die Frauen in Deutschlands Vorständen weniger Geld als ihre männlichen Kollegen.
Dies sind die Ergebnisse des „Mixed Compensation Barometers“ von EY. Berücksichtigt wurden ausschließlich Vorstandsmitglieder, die das komplette Geschäftsjahr im Vorstand vertreten waren, und Vorstandsmitglieder, bei denen sämtliche Vergütungskomponenten vollständig offengelegt wurden. Analysiert wurden die Unternehmen, die im Jahr 2024 Mitglied im jeweiligen Index waren.
Gründe für die Entwicklung
Jens Massmann, EY-Partner und zuständig für das Thema Vorstandsvergütung, sagt: „Nach einem relativ starken Verdienstanstieg der Vorstände im Jahr 2023 zeigten die Zahlen für die Gehälter der Spitzenmanagerinnen und -manager im vergangenen Jahr leicht nach unten. Dies ist vor allem der insgesamt eher schwachen Umsatz- und Gewinnentwicklung der Unternehmen geschuldet. Zudem war die Kursentwicklung beispielsweise des DAX im Jahr 2024 zwar insgesamt positiv – die Performance der einzelnen Unternehmen war allerdings sehr unterschiedlich und heterogen.“ Den deutlichen Rückgang des Durchschnittsgehalts bei weiblichen Vorstandsmitgliedern führt Massmann insbesondere auf die teils erheblich niedrigeren Gehälter neu bestellter weiblicher Vorstände zurück: „Die Zeiten, als weibliche Vorstände eine seltene Spezies waren und teils sehr hohe Gehälter fordern konnten, sind vorbei. Heute steigen weibliche Top-Managerinnen mit einem niedrigeren Gehalt ein als noch vor einigen Jahren – und das wirkt sich stark auf das gesamte Gehaltsgefüge in der Gruppe der weiblichen Vorstandsmitglieder aus.“
CEO-Gehälter im DAX stagnieren, sinkende Bezahlung in MDAX und SDAX
Verdienten Vorstandsvorsitzende von Deutschlands Top-Index DAX im Jahr 2023 noch im Schnitt 5,696 Mio. €, waren es 2024 5,645 Mio. € – ein Minus von 50.000 €. Auch insgesamt sanken die Gehälter der DAX-Vorstandsmitglieder (inklusive CEOs) leicht, von 3,711 Mio. € auf 3,695 Mio. € – ein Rückgang um 16.000 €. Dies ist vor allem auf einen Rückgang der Gehälter bei den weiblichen Vorstandsmitgliedern zurückführen. Diese sanken von 3,05 Mio. € auf 2,92 Mio. €, während das Gehalt der männlichen Vorstände leicht zulegte: von 3,34 Mio. € auf 3,38 Mio. €. Damit ist eine Gehaltslücke von fast einer halben Million € zwischen weiblichen und männlichen Vorständen entstanden.
Im MDAX verdienten Vorstandsvorsitzende 2024 im Schnitt 174.000 € weniger als im Jahr 2023, das Durchschnittsgehalt sank von 3,49 Mio. € auf 3,32 Mio. €. Bei einfachen Vorstandsmitgliedern von MDAX-Unternehmen gingen die Gehälter um 105.000 € zurück: von 2,21 Mio. € auf 2,1 Mio. €. Frauen in den Vorstandsetagen der MDAX-Konzerne verdienten im Schnitt 1,53 Mio. € und damit 211.000 € weniger als ihre männlichen Kollegen (1,74 Mio. €).
Auch im SDAX mussten sowohl CEOs als auch einfache Vorstände Gehaltseinbußen hinnehmen: Vorstandsvorsitzende im SDAX verdienten im Jahr 2024 mit 2,13 Mio. € 121.000 € weniger als in den vorangegangenen zwölf Monaten, auch das Gehalt der Vorstandsmitglieder insgesamt sank – von im Schnitt 1,49 Mio. € auf 1,33 Mio. €. Bei den Frauen sank das Gehalt dabei unter die Grenze von einer Mio. € und lag bei 958.000 €. Männliche SDAX-Vorständen verdienten im selben Zeitraum durchschnittlich 1,09 Mio. €, 134.000 € mehr. „Die anhaltend schwierige konjunkturelle und geopolitische Lage und die technologischen Umwälzungen in vielen Branchen fordern zunehmend ihren Tribut von Deutschlands Top-Konzernen“, fasst Massmann zusammen. „Viele Unternehmen können die selbst gesteckten Ziele nicht erreichen, müssen z.B. Gewinnwarnungen herausgeben und massive Kostensenkungsprogramme umsetzen. In solch einem Umfeld sind hohe Gehaltssteigerungen schwierig zu rechtfertigen. Das wird auch im laufenden Jahr nicht anders sein.“
DAX: Fixgehalt macht nur 31% der Gesamtvergütung aus
Während der Anteil variabler Vergütungsbestandteile in den vergangenen Jahren zum Teil deutlich stieg, ging er im Jahr 2024 leicht zurück. Mit 70% macht die an Erfolgsfaktoren gekoppelte Vergütung allerdings weiter den Löwenanteil bei den Gehältern von Vorständen aus. So lag im vergangenen Jahr das Fixgehalt der DAX-Vorstandsmitglieder (ohne CEOs) bei 1,1 Mio. € (31%). Hinzu kamen 850.000 € (23%) an kurzfristig variabler Vergütung sowie 1,7 Mio. € (47%) langfristig variabler Vergütungsbestandteile.

